HanauOnline - Freitag, 24. Juli 2009

Marlene Dietrich und Edith Piaf. Zwei Leben zwischen Ruhm und Erfolg sowie Einsamkeit und Selbstzerstörung. Das ist der Gegenstand des Stücks "MarlenePiaf", das am Mittwochabend im Fronhof zur Aufführung kam. Präsentiert wurde des Werk – im Rahmen des Hanauer Kultursommers – vom deutsch-französischen Theaterensemble "BAAL novo – Theater über Grenzen" (Théâtre saute-frontières) aus Rastatt und Straßburg in der Inszenierung von Richard Doust und Edzard Schoppmann.

 

MarlenePiaf


In dem Kammerspiel wurden fragmentarisch wichtige Lebensabschnitte und die Karriere der beiden Künstlerinnen, die einander in enger Freundschaft verbunden waren, mit allen Höhen und Tiefen nachgezeichnet. Schnell wurde – in der teilweise zweisprachigen Aufführung – das Spannungsfeld zwischen dem Leben im Rampenlicht und der Sehnsucht nach Zurückgezogenheit und Normalität deutlich, dem die beiden Weltstars Zeit ihres Lebens ausgesetzt waren.


Eine bunte Abfolge aus Sprechtexten sowie verschiedenen bekannten Liedern und Chansons ("Sag mir wo die Blumen sind", "Non, je ne regrette rien") unterstützte die Erinnerung an bedeutende Zeitabschnitte im Leben der beiden Frauen in Krieg und Frieden. In teilweise ergreifenden Szenen wurden die großen und kleinen Gefühle aber auch die einschneidenden Krisen deutlich. Eindrucksvoll die Darstellung des überwältigenden Schocks, den Edith Piaf erlitt als ihre große Liebe, der Boxer Marcel Cerdan, durch einen Unfall zu Tode kam. Aber es gab aber auch zahlreiche komische Elemente, wie beispielsweise in der Szene als Marlene "Original Berliner Kartoffelsuppe" für die Statisten einer Filmproduktion kocht.

 

Der hohen Anforderung, den weltberühmten Künstlerinnen sowohl schauspielerisch als auch gesanglich gerecht zu werden, zeigten sich die beiden Darstellerinnen des Stücks mehr als nur gewachsen. Juliane Hollerbach verkörperte überzeugend die Marlene zwischen "Mädchenpensionats-Absolventin" mit Berliner Schnauze, fescher Lola und lasziv-eleganter Diva, während Zabou Lux die Zerbrechlichkeit und die selbstzerstörerische Haltung bei Edith Piaf virtuos umsetzte. Der Einfluss der vielen verschiedenen Männer – "es geht doch nicht ohne sie" – im Leben von Dietrich (z. B. Josef von Sternberg oder Jean Gabin) und Piaf (z. B. Raymond Asso oder Marcel Cerdan), die immer auch mit den Lebenskrisen in Verbindung standen, wird durch Richard Doust ("Fratz") verkörpert, der auch für die musikalische Adaption und die Pianobegleitung im Stück verantwortlich zeichnet.

Die sicherlich nicht ganz leichte aber immer unterhaltsam daherkommende Mischung fand auch bei den Hanauer Zuschauerinnen und Zuschauern viel Anklang, wobei der begeisterte Applaus zum Schluss vielleicht nicht alleine der Inszenierung und der herausragenden schauspielerischen Leistung der Darstellerinnen, sondern auch den beiden Künstlerinnen Marlene und Edith und ihrem Lebenswerk gewidmet war. (text+bild: Holger Greiner)

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