Im zurückliegenden Oktober fand – veranstaltet vom Verein Außenwelt – in der Mainmetropole Frankfurt ein ganz besonderes Festival statt. Unter dem Titel RESONANZ_KÖRPER, sollten hier – durch Kultur und Wissenschaft – neue Wege für das kreative Erkunden einer zunehmend komplexer werdenden Welt vermittelt werden.

Lichtwesen auf dem Campus

Die Besucherinnen und Besucher des Festivals waren dabei dazu eingeladen, "in Resonanz zu gehen" mit diversen künstlerischen Produktionen und wissenschaftlichen Einblicken aus verschiedenen Disziplinen.

Tanzperformance mit Minako Seki

Ort des Geschehens war der Bereich des geplanten "Kulturcampus" im Umfeld des früheren Universitätsgeländes der Goethe-Universität in Frankfurt Bockenheim. Das kulturelle Aktionsfeld erstreckte sich dabei vom Senckenberg-Museum über den alten Campus mit dem Studierendenhaus bis hin zum Institut für Kunstpädagogik hinter der Universitäts-Bibliothek.

Dieser Stadtraum wurde für ca. hundert Künstler und Wissenschaftler am Wochenende vom 10. bis zum 12. Oktober 2014 zur Bühne, um dort "temporär ganz visionär zu sein, Geist und Körper zu verbinden und die Öffentlichkeit dabei einzubinden."

Eröffnung Licht- und Klangritual

Nach der Eröffnung des Festivals durch ein spezielles Klang- und Lichtritual (mit Alfred Wolski und Dorte Sukavi) sowie die Grußworte von Museumsleiter Prof. Dr. Volker Mosbrugger (Senckenberg Gesellschaft), Elke Sautner (Stadträtin) und Ottmar E. Gendera (Festival-Leitung), trug antagon theaterAKTion mit einem "Auszug der Lichtwesen und Klangkörper" über das Festival-Areal dazu bei, "den Kulturcampus in Schwingungen versetzen."

Mit seinen großen Sälen bot das Senckenberg Naturmuseum dem Festival viel Raum, um die diversen Acts und Wissenschaftler zu präsentieren. Daneben waren in den Räumen überall verschiedene Kunstobjekte, Plastiken und Installationen zu bewundern, die während des Festivals auch in verschiedene Rituale und Darbietungen einbezogen wurden. Ursula Zepter aus Offenbach stellte beispielsweise ihre Digital-Collage "Stadt Raum Frankfurt" vor.

Lichtobjekt

Die hängenden Lichtobjekte von Alfred Wolski trugen dazu bei, den Sauriersaal zu illuminieren. Der zweite Lichthof – mit seinen Walen und Mammuts – wurde geprägt durch die Göttinnen-Figuren von Frau Feeger und Madame Tamtam, die auch in ihrer Performance "Intermolekulare Herzkammerspiele" von Bedeutung waren.

FigurenFrau Feeger und Madame Tamtam

Im Institut für Kunstpädagogik wurden während der Festival-Abende unterschiedliche Kunstaktionen oder Diskussionsveranstaltungen durchgeführt. In diesem Rahmen fand u. a. Auch der Künstlerdialog: "Die Stadt und die Kunst als Erfahrungsraum" mit Ursula Zepter und Niklas Fiedler statt.

KünstlerdialogKulturcampus – QUO VADIS?

Im vom Festival-Organisator Ottmar Gendera moderierten "Zukunftsgespräch Kulturcampus – QUO VADIS?", wurde die zunehmende Kommerzialisierung des ursprünglich einmal geplanten innovativen urbanen Raums – mit seinem angedachten Zusammenspiel von Kultur und Wissenschaft sowie Arbeiten und Wohnen – im Zuge der derzeitigen städtischen Planungen heftig kritisiert. Mögliche Organisationsformen der Kultur-Aktivisten, um das Kulturcampus-Projekt am Leben zu erhalten wurden angesprochen.

Die Räumlichkeit – mit ihrer ganz besonderen Atmosphäre – wurde darüber hinaus aber auch für kleinere Konzerte, Jam-Sessions und Filmvorführungen eingesetzt.

Jurte und Dome auf dem CampusgeländeKonzert im Studierendenhaus

Im Campus Aussenbereich, war die antagon-Jurte zu finden. Auf den bequemen Kissen im Inneren konnte man sich bei heißem Tee vom Festival-Trubel ein wenig erholen. Die antagon-Gruppe  bot in diesem Bereich eigene kleinere Performances mit Feuershow. Direkt daneben war der schon von der luminale bekannte "Zen_Dome" des Frankfurter Kinderbüros aufgebaut worden. Darin konnten Filme der Studierenden von Professor Rotraut Pape (HfG Offenbach) und astronomische Himmelsreisen mit Professor Bruno Deiss (Physikalischer Verein, Frankfurt) als 360°-Projektionen begutachtet werden.

Das Studierendenhaus diente Freitag- und Samstagnacht – zusammen mit seinem baumbestandenen Außenbereich – als große Partylocation auf mehreren Ebenen. Hier wurden in Keller, KoZ und Saal diverse Konzerte aus den Bereichen Indie, HipHop oder Elektronische Musik geboten. Zudem wurde dort der Vorentscheid des Rapbattle-Wettbewerbs "Jurrapic Park" durchgeführt. Außerdem  legten am späteren Abend diverse DJs auf.

Das Publikum wurde immer wieder von den verschiedenen qualitätvollen Auftritten und Performances in Erstaunen und Begeisterung versetzt. 

Minako SekiEntfesselung

Ein eindrucksvoller Höhepunkt des gesamten Festivals war sicherlich die Tanzvorführung der international renommierten deutsch-japanischen Ausdruckstänzerin Minako Seki vor dem Stegosaurus-Skelett mit dem von ihr inszenierten tänzerischen Ausbruch aus der Zwanghaftigkeit der biomechanischen Körperlichkeit hin zur reinen, nackten Menschlichkeit.

Tanzkunst demonstrierten auch Rainer Römer (vom Ensemble Modern) und TanzstudentInnen (von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst) mit "the clap."

"Faust hoch 3""the clap"

Niklas Fiedler, Dichter, Performance-Künstler und Student der Goethe-Universität Frankfurt bot mit seinem Stück "Faust hoch 3" am Schlussabend eine expressive Performance mit Projektionen und Schlagzeugbegleitung, die auf seiner eigenen in Buchform erschienenen Kombination aus Texten, Zeichnungen und Collagen beruht.

Einen Auszug aus dem bekannten Stück "TimeOut" zeigten die Akteure von antagon im zweiten Lichthof mit dem rhythmisch-tribalen "Tanz auf der Trommel."

"Pacha Mama"Tanz auf der Trommel

Mittels Grafikprogrammen und Projektoren wurden beim "Parasaurolophus 01"-Auftritt der Gruppe "Die Segel" in Echtzeit Bilder und grafische Elemente auf die vor dem Bildraum im Sauriersaal agierenden Darsteller in Dino-Kostümierung projiziert.

"Parasaurolophus 01" von der Gruppe "Die Segel"

Die abwechslungsreichen wissenschaftlichen Vorträge deckten thematisch ein weites Feld von der Neurophysiologie, über die Traumforschung und die Musikethnologie bis hin zur Erkundung der Tiefsee ab.

Traumforscher Michael SchredlNeurowissenschaftler und "Science Slammer" - Dr. Henning Beck

Dr. Henning Beck, Neurowissenschaftler und "Science Slammer" von der Universität Ulm war am Samstagabend im Senckenberg Naturmuseum zu sehen, um bei seinem Vortrag "Hirnrissig" mit populären Irrtümern der Hirnforschung aufzuräumen.
Der Traumforscher Michael Schredl befasste sich in seinem Beitrag mit der Auswirkung von Träumen auf die Wachkreativität von Menschen – nicht nur bei außergewöhnlichen Künstlern, sondern auch bei "normalen" Menschen.
Der Musikethnologe Andreas Kreiner-Wolf (Mainz) thematisierte "Resonanzen und Dissonanzen des Sozialen" in Musikkulturen des Protestes. Der Vortrag des Dramaturgen Steve Valk kreiste um die Choreografie als eine Ästhetik der Veränderung.
Dr. Dorte Janussen vom Senckenberg Museum vermittelte mit ihrem Vortrag "Das tiefe Wasser, die Schwämme und das Licht" Hypothesen über den Ursprung und die Evolution tierischen Lebens auf unserem Planeten.

Vortrag über Schwämme mit Dr. Dorte JanussenSocial Choreography mit Steve Valk

Für einen krönenden Abschluss des Festivals sorgte am späten Sonntagabend die Performance "DIE VERZWEIFLUNG VON OXUM" von antagon theaterAKTion u. a. mit der Tänzerin Anna Orkolainen (Finnland), sowie der musikalischen Begleitung durch die Multi-Instrumentalistin Marja Burchard und den zugehörigen Video-Track von Simone Wedel.

Anna Orkolainen - "Oxum"

An allen Ecken und Enden wurden zu somit an allen drei Festival-Abenden ein umfangreiches und ausgefülltes Programmangebot präsentiert, so dass es selbst größten Kultur- oder Wissenschafts-Enthusiasten eigentlich kaum möglich gewesen sein dürfte, sich auch nur einen annähernd vollständigen Überblick zu verschaffen (auch der Verfasser dieser Zeilen, der die Veranstaltung als offizieller "Hof-Fotograf" begleitete, war leider nur dazu in der Lage einen Bruchteil zu dokumentieren).

Eine Neu-Auflage des außergewöhnlichen Festivals im kommenden Jahr – wenn auch mit anderer thematischer Schwerpunktsetzung – ist bereits angedacht.

 

Galerie(n):

  

Performance

"Auszug der Lichtwesen und Klangkörper"

 

Minako Seki

 

Trommeltanz

 

Oxum

 

"Faust hoch 3"

 

Frau Feeger und Madame Tamtam

 

Die Segel

 

 

Wissenschaft & Diskussion

Wissenschaft

 

Diskussion

  

  

 

Weitere Impressionen

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