Der Hanauer Kultursommer stand in diesem Jahr unter dem Motto "Sommernächte unterm Sternenbanner", um so auf den Abzug der Amerikaner aus Hanau verweisen, die über sieben Jahrzehnte hinweg auch das kulturelle Leben in der Stadt entscheidend mitgeprägt haben.

Las Vegas-RevueDanke, Amerika!

In einem breiten Spektrum wurde ein sehr vielfältiges Programm geboten. Amerikanische Klassiker fanden ebenso ihren Platz wie Jazz, Swing, Musical, Revue oder die Las Vegas-Show. Dazu kamen schließlich die modernen musikalischen Richtungen von Rock bis zum HipHop.

Im Beatnik-Sommernachtstraum aus dem "Big Apple" - "Zwischen Sehnsucht und Mitternacht" von der Pocket Opera Company (POC), konnte man die fiktive Begegnung von zwei Figuren, Moondog "Pate aller Minimal-Musikanten" und Vorläufer der Hippie-Generation sowie der literarischen Gestalt Fan Man von William Kotzwinkle erleben. 

     
Chaotisches Stadtleben   Sehnsucht
Chaotisches Stadtleben
  Sehnsucht

Zwischen beiden entwickelt sich - im Chaos des New Yorker Stadtlebens, das den Hintergrund der Handlung bildet - ein vielfältiges Spiel mit Imagination, Wandlungen und wechselnden Verkleidungen, in dem sich letztendlich alles um die feenhafte allegorische Traumfrau (das Ewig-Weibliche), namens "Sehnsucht" dreht.

     
Das ewig Weibliche   Finale
Die Macht des ewig Weiblichen   Spritziger Abschluss

Revue-Therapie: Die Freiheitsstatue "Miss Liberty"leidet im Stück Danke, Amerika! mit Barbara Bach Achim Stellwagen unter Depressionen und soll ausgerechnet auf der Couch des missmutigen deutschen Michel () therapiert werden. Bei dieser Psycho-Sitzung kommt natürlich alles zur Sprache, was über 300 Jahre gemeinsame deutsch-amerikanische Geschichte ausmacht: Gute Zeiten, schlechte Zeiten und auch vieles, was man vielleicht am liebsten verdrängt hätte.

     
Rollentausch in der Therapie   Flower Power für Joschka
Rollentausch in der Therapie
  Flower Power für Joschka

Viele Bereiche der gegenseitigen Hassliebe werden vorgeführt. Sarkastisch, patriotisch oder ironisch werden gegenseitige Klischees ausgebreitet. So sei Amerika beispielsweise "den Weg von der Barbarei in die Dekadenz ohne den Umweg über die Kultur" gegangen". Dabei steht jedoch der Spaß – ohne allzu viel deutschen Tiefgang – immer im Vordergrund.


Bei der Bläsergruppe Rennquintett wurden in vielfältiger Weise die von Barock und Klassik hin zu Swing und Blues reichenden musikalischen Beziehungen zwischen alter und neuer Welt präsentiert. Ältere Europäische Klassiker wie Bach, Händel und Mozart wurden ihren jüngeren amerikanischen Gegenstücken wie Gershwin, Samuel Barber, Bernstein oder auch Glenn Miller zur Seite gestellt. Deutlich wurde dies beispielsweise in der von den Blechbläsern geschickt arrangierten Verbindung zwischen Mozarts "Kleiner Nachtmusik" und Glenn Millers "Moonlight Serenade".

 

     
Robuster Bläser als   Modern Times
Robuster Bläser als "König der Nacht"
  Modern Times mit Untertiteln


Darüber hinaus wurde von "Rennquintett" die Tradition der europäischen Oper (Zauberföte) mit dem amerikanischen Musical (West Side Story) und der Hollywood-Filmmusik in einen musikalischen Zusammenhang gebracht. Ein Höhepunkt war dabei die ungewöhnliche Interpretation der Filmmusik von Charlie Chaplin (z. B. aus "Modern Times"), die natürlich – da aus der Stummfilm-Ära stammend – mit Untertiteln dargeboten werden musste.

 

     
Dean Martin beschwipst   Marilyn mit wehendem Rock
Dean Martin beschwipst   Marilyn mit wehendem Rock


Full House im Fronhof: Des erste "Full House" des diesjährigen Kultursommers im Fronhof bot die Revue "Las Vegas Starlight" am Freitagabend. Die musikalische, artistische, magisch-komödiantische Reise durch das Las Vegas von einst und heute hatte wahre Zuschauermengen in die Hanauer Altstadt gelockt. Ein bunter Bilderbogen mit Varieté-Künstlern, Tänzern, Magiern und Artisten wurde präsentiert. Das Publikum konnte dabei all die berühmten Las Vegas-Showgrößen aus Vergangenheit und Gegenwart "live" genießen. Mit Videoprojektionen wurden dazu die legendären Casinos und Hotels ins stilechte Bühnenbild eingeblendet.

     
The King is back   Final-Feuerwerk
The King is back
  Final-Feuerwerk

 

Das Publikum konnte dabei all die berühmten Las Vegas-Showgrößen aus Vergangenheit und Gegenwart "live" genießen. Mit Videoprojektionen wurden dazu die legendären Casinos und Hotels ins stilechte Bühnenbild eingeblendet. Der erste Teil des Abends ist dabei dem Las Vegas der fünfziger und sechziger Jahre gewidmet: Hier tauchen Stars wie "Old Blue Eyes", Frank Sinatra oder Liza Minnelli auf. Die zweite Hälfte des Programms nimmt das Publikum mit auf einen rasanten Kurz-Trip in das Las Vegas von heute. 

 

Fazit:

 

Die bunte Mischung unter dem amerikanischen Motto konnte durchaus überzeugen. Einige anspruchsvollere Angebote der vielfältigen Auswahl hätten dabei sicherlich mehr Publikumsresonanz verdient gehabt. Die Programmklassiker wie die Wilhelmsbader Sommernacht oder auch die Eröffnungsangebote mit der Nacht der Musen haben jedoch wie jedes Jahr die Massen angezogen.

Vielleicht hätte man sich insgesamt inhaltlich auch noch ein wenig experimentierfreudiger präsentieren können. Festzustellen ist auch, dass ein Großteil des Programms in seiner Grundausrichtung mehr für die "reifere Jugend" konzipiert war. Die Hanauer Musikernacht gleicht dies zwar ein wenig aus, dennoch sollten künftig auch wieder verstärkt Angebote für ein jüngeres Zielpublikum in den Kultursommer einbezogen werden. Die verschiedensten Gruppen im Hanauer Umfeld, die hierzu etwas beitragen könnten, sind durchaus vorhanden.

Das Open-Air-Filmangebot im Fronhof ist sicher noch ausbaufähig. Die früheren Kinonächte untem Sternenzelt, mit vollbesetzten Rängen, sind dabei noch in guter Erinnerung. 

Eine Differenzierung der derzeit einheitlichen Preisgestaltung erscheint überlegenswert. Dies hätte einigen Veranstaltungen in der Altstadt vielleicht zu einem besseren Besuch verhelfen können. Auch die Preise beim Catering sollten vielleicht noch einmal überdacht werden - zumindest könnten auch günstigere gastronomische Angebote vorgehalten werden. 

Zudem hätte man vielleicht, was beim Motto "Stars and Stripes" naheliegt - auch einige "echte" Amerikaner in das Programm einbeziehen sollen - solange denn noch welche da sind. 

Auf jeden Fall sollten die Kultursommer-Eröffnung und die Nacht der Musen künftig endlich wieder voneinander getrennt werden, da sonst nur die Teilnahme an einem der Ereignisse möglich ist: Entweder Kulturevent auf dem Schlossplatz - oder Besuch der Musentempel in den Stadtteilen. Die "Kultur-Hochburg" im Osten der Rhein-Main-Region verträgt hier doch sicherlich eine Aufteilung. Die vollkommen unnötige Konkurrenz dieser Highlights könnte somit vermieden werden.

 

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