An vielen Veranstaltungsstätten der Nacht der Musen fiel die Publikums-Resonanz in diesem Jahr eher gering aus. Die ungünstige Kombination aus dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft um Platz 3 in Südafrika, der rekordverdächtigen Sommerhitze und einer nicht unerheblichen Anzahl weiterer Events in der Brüder-Grimm-Stadt hat wohl dazu beigetragen, dass viele potentielle Interessenten diesmal einfach zu Hause geblieben sind oder anderen Ereignissen den Vorzug gaben.

 

Stelzenduo Balise vor der Schlosskulisse Kutschfahrt
Stelzenduo Balise vor der Schlosskulisse Kutschfahrt

Bei der Fahrt durch die Stadt waren die sehr gut besetzten Biergärten mit Public-Viewing-Arealen nicht zu übersehen und der gelegentliche Tor-Jubel sowie die anschließenden Autokorsos der Fußballzuschauer nicht zu überhören. Die von den Verantwortlichen unglücklich gewählte Terminierung der Musen-Nacht auf das Finalwochenende der WM hatte so leider zur Folge, dass die sehr attraktiven Angebote und die Bemühungen der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Kultureinrichtungen ein Stück weit verpufft sind.

Die in früheren Jahren an einigen Orten üblichen längeren Wartezeiten fielen somit weitgehend weg. Auf dem Schiff, in den Kutschen und in den Shuttle-Bussen waren Plätze in der Regel problemlos zu bekommen.

 

Kostümführung Märchenvortrag in   Steinheim
Kostümführung Märchenvortrag in Steinheim

Diejenigen, die doch den Weg in Museen, Galerien, Künstlerwerkstätten und die sonstigen Veranstaltungsbereiche fanden, konnten ein abwechslungsreiches Programm genießen, dass hier nur in Auszügen aufgeführt werden kann.
Im Vorgeschichtsmuseum im Schloss Steinheim war zur langen Märchennacht geladen worden. Mehrere Erzähler und 1 Musiker öffneten, vor bunter Kulisse und begleitet von Harmoniums-Klängen und dem Didgeridoo, ein Tor zur Märchenwelt.

Im Schlosshof hatte man Gastronomiestände und eine Bühne aufgebaut. Nach sehr schleppendem Beginn wurde es hier nach 20 Uhr langsam etwas voller. Interessant auch die Kostümführung mit Pfarrer Johannes Rosenbach, genannt "de Indagine" der seine Zuhörer, ausgehend vom Schlosshof, vor Ort in bedeutsame Teile der Steinheimer Stadtgeschichte einführte.

Das "magische Dreieck" in der Hanauer Altstadt zwischen Goldschmiedehaus, Congress Park und Stadtbibliothek wurde leider zum "Bermuda-Dreieck" in dem sich die wenigen Besucherinnen und Besucher, die die "Goldenen 20’er" erleben wollten, fast verloren.

 

Kinozelt in der Stadtbibliothek Trio "Wie einst im Mai"
Kinozelt in der Stadtbibliothek Trio "Wie einst im Mai"

Im Goldschmiedehaus warteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Gäste, die sie gerne durch die verschiedenen aktuellen Ausstellungen – u. a. die der 20er-Jahre Goldschmiede Emil Lettré und Herbert Zeitner – geführt hätten. Das Trio "Wie einst im Mai" spielte mit historischen Drehorgeln, Akkordeon und Sousaphon vor Stadtbibliothek und Klingendem Mobil Evergreens der 1920er Jahre. Diese Musik lieferte – unbeabsichtigt – von draußen den passenden Soundtrack für die gleichzeitig im leider nicht klimatisierten Kinozelt in der Bibliothek stattfindende Vorführung eines avantgardistischen Marionetten-Stummfilms. "Die große Liebe einer kleinen Tänzerin" von 1924 zeichnete sich durch liebevoll gestaltete Puppen mit detailliert ausgearbeiteten Charakterköpfen und interessante Spezialeffekte aus.

In der Kuranlage von Wilhelmsbad waren gegen 21:00 Uhr ein paar Dutzend Gäste unterwegs, die die Führungen durch das Comoedienhaus mitmachten oder sich an der Versteigerung zugunsten des geplanten Erwerbs eines Soreau-Stillebens beteiligten. Unterhalb des Schneckenbergs war vom Hessen-Hanau-Corps 1758-1786 ein historisches Feldlager aufgebaut worden, wo die Mitglieder der historischen Einheit bis zum Sonnenuntergang verschiedene Exerzier- und Schießübungen vorführten.

 

Japanische Kampftechniken im Puppenmuseum Schießübungen
Japanische Kampftechniken im Puppenmuseum Schießübungen am Schneckenberg

Das Programm im Hessischen Puppenmuseum war von Dr. Maren Raetzer und ihren Mitarbeitern ganz auf die derzeitige Sonderausstellung zur japanischen Puppenwelt ausgerichtet worden. Publikumsmagnet war hier die eindrucksvolle Vorführung traditioneller japanischer Schwertkampfformen in der Wandelhalle. Im japanischen Probierstübchen wurden den schwitzenden Gästen als Erfrischung verschiedene Häppchen mit exotischen Süßigkeiten oder Reisgebäck gereicht. Außerdem wurden hier, wie schon in Steinheim, in einer ruhigen Ecke Märchen – diesmal aus Japan – vorgelesen. Kleinere Gruppen konnten die Burgruine auf der Insel im Kurpark mit ihrer prächtigen Innenausstattung in Augenschein nehmen. Gegen 22:00 Uhr belebte sich die Szenerie dann insgesamt, so dass auch die Plätze im "kleinen musikalischen Biergarten" weitgehend besetzt waren.

Selbst im eigentlichen Zentrum der Nacht der Musen, im Historischen Museum, war es im Vergleich zu den Vorjahren, eher ruhig.

 

Schlosshof "Public"-Viewing
Schlosshof mit wenigen Besuchern
"Public"-Viewing in Schloss Philippsruhe

Viele Bänke im Innenhof von Schloss Philippsruhe blieben zugeklappt. Erst nach 22:00 Uhr intensivierte sich auch hier der Besucher-Zustrom. Leider waren zu dieser Zeit viele Angebote, wie etwa die Schlossführungen, im Gegensatz zu früheren Musennächten, schon weitgehend vorbei. Für viel Freude sorgten wieder die Stelzenkünstler vom Duo Balise im Schlosshof. Etwas separiert vom Museum – und daher von etlichen Musennacht-Besuchern auch unbemerkt – befand sich am Teich im Schlosspark der Beachparty-Bereich. Dort war vom Eigenbetrieb Grün, im Rahmen des Entente Florale-Wettbewerbs, unter Palmen sowie bei prächtiger Illumination und Wasserspielen ein sommerlicher Ruhepunkt mit Cocktails, Gegrilltem, Strandmusik und sogar einem Boot eingerichtet worden.

 

Beachparty Tanzbereich
Beachparty Tanzbereich am Strand

Da der beliebte traditionelle Fackelgang zum Abschluss, diesmal wegen der großen Trockenheit aus Brandschutzgründen, abgesagt wurde, konnte die Verbindung zwischen Museum und Strand auch zum Festabschluss nicht wie geplant hergestellt werden.
Obwohl angesichts der Temperaturen von über 30 Grad bis tief in die Nacht hinein ein musikalisches "Einheizen" gar nicht nötig erschien, sorgten die unermüdlichen "Companions" auf der Hauptbühne vor dem Schloss bis gegen Mitternacht für beste Partystimmung.

 

Unermüdliche Companions Unermüdliche Companions
Unermüdliche Companions Integrierte "Kinderbespaßung"

In mehreren Sets mit Zugabe und integrierter "Kinderbespaßung" präsentierten sie ihre eigenwilligen Coversongs aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das sonst obligatorische Mithüpfen/Mittanzen der Fans hielt sich aber aus verständlichen Gründen eher in Grenzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Nacht der Musen im kommenden Jahr wieder unter einem "besseren Stern" stehen möge. Die vielfältigen bunten, unterhaltsamen, abwechslungsreichen und informativen Angebote sowie die zahlreichen engagierten Organisatorinnen und Organisatoren aus den verschiedenen Einrichtungen hätten einen größere Publikumszuspruch allemal verdient.

 

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