Auch im Rahmen des Indoor-Theaters im Zirkuszelt, wurde – genauso wie im Outdoor-Theaterbereich – eine fast unüberschaubare Vielfalt an Theaterkunst vorgestellt. Einzelkünstler wie Ensembles konnten in Rahmen des Festivals ihre Stücke und Performances präsentieren.
Zwiespältige "Freude" mit Peter Weyel
In eine "Achterbahn für die Nerven" wurde das Sommerwerft-Theaterpublikum vom Comedy-Artisten Peter Weyel während seines Solo-Stücks "Freude schenken" verfrachtet.
Sarkastisch und schräg wurden dabei vom Alleinunterhalter während seines Theaterabends verschiedene Elemente des gängigen Schauspiels, die Rezitation diverser poetischer Texte, skurril anmutende musikalische Einlagen oder das Interagieren mit den unterschiedlichsten Requisiten zur einer zunehmend absurder anmutenden Melange verbunden.
Dazu kamen im Verlauf der vielfach gebrochenen Handlung diverse akrobatische Einlagen und Kunststücke, melancholisch-sarkastische Selbstbetrachtungen zur eigenen Rolle des Protagonisten als Theaterkünstler und Empfänger von Subventionen im Rahmen der Kulturförderung sowie verstörende Selbstverletzungen mit Rasierklingen oder laufenden Ventilatoren.
Tragik und Komödie lagen in der Aufführung immer sehr dicht beieinander, so dass den zeitweise durchaus irritierten Zuschauerinnen und Zuschauern im Theaterzelt ein bloß passiv-konsumierender Kulturgenuss unmöglich gemacht wurde.
Sehr viel humoriger war dagegen Weyels Freiluft-Auftritt am Mainufer mit der Straßenshow "Herr Hundertpfund."
"Supergrrrls"
Die fünf "Supergrrrls" von der Frankfurter "theaterperipherie" versuchten mit ihrer bunten Revue (entwickelt von Ute Bansemir und Jan Deck) herauszuarbeiten, welche Elemente das Frauenbild und die Frauenrollen im anbrechenden 21. Jahrhundert charakterisieren und welche der mittlerweile unzähligen weiblichen Lebensentwürfe zwischen Familie und Karriere dabei zur Identifikation taugen oder eben nicht.
Die fünf Akteurinnen schlüpften dabei – unterstützt von der korrespondierenden Kostümierung – in die unterschiedlichsten Rollen vom Model, über die Polizistin bis hin zur karriere-orientierten Geschäftsfrau oder gar Porno-Darstellerin.
Durch zugespitzt-ironische Darstellung wurden im Verlauf der doch eher komödiantisch ausgerichteten Handlung diverse Stereotype, Rollenbilder oder Klischees aufgegriffen und mit Leben erfüllt oder in ihrer Relevanz hinterfragt.
Barbara Bujakowska - Tanz-Performance
Ähnliche Reflexionen über das Bild der Frau mit gänzlich anderem Ansatz bot auch die polnische Tanzkünstlerin Barbara Bujakowska während der zweiten "Night of Dance" mit ihrer Solo-Performance "Swan ... like II: Dying Swan".
Auch hierbei wurden die weiblichen Rollenerwartungen in symbolischer Form mit Mitteln des Ausdruckstanzes hinterfragt: "Fragen nach der Bedeutung des Schön-Seins, des Perfekt-Seins in jedem Aspekt des Lebens."
Hamlet im Kinderzimmer
Im Kammerspiel "Hamlet, la fin d’une enfance" wurde vom Naxos Théâtre Shakespeare´s "Hamlet" hinter die geschlossene Türe eines Kinderzimmers transferiert. Thomas Marceul verkörperte dabei sehr ausdrucksvoll einen Teenager, der mit der Trennung seiner Eltern konfrontiert ist und der damit klarkommen muss, dass ein "neuer Vater" den Platz an der Seiten seiner Mutter einnimmt.
Innerhalb der selbstgewählten Isolation, interagierte der Protagonist mit einer großen Zahl verschiedener Spielzeug-Figuren und weiteren Objekten, mit deren Hilfe er – korrespondierend zu seiner eigenen Situation – unterschiedliche Szenen aus seinem Lieblingsstück"Hamlet" nachstellte. Zwei große Kissen mit gezeichneten Gesichtern mutierten dabei zu Gertrude und Claudius, sein Teddy wurde zu Horatio und die Figuren Aragorn und Legolas aus dem Herrn der Ringe durften ihre Rollen als Rosencrantz and Guildenstern ausfüllen. Währenddessen blieb nur die Stimme seiner Mutter hinter der Türe, die immer wieder zur Kontaktaufnahme auffordert, die einzige Verbindung zur Welt außerhalb des Kinderzimmers.