GRÜNE üben Kritik an der Preisgestaltung des diesjährigen Kultursommers
Dass "die fetten Jahre vorbei sind", trifft nun – nach dem unrühmlichen Abgang der ehemaligen Kulturdezernentin Margret Härtel – wohl auch für das Hanauer Kulturamt zu. Hier scheine man, so die Fraktion Die Grünen, in diesem Sommer die eklatanten Haushaltsüberschreitungen der ehemaligen Oberbürgermeisterin im Kulturbereich oder die 2,7 Millionen Euro, die jetzt jedes Jahr für das "Millionengrab CPH" anfielen, in einem einzigartigen Kraftakt wieder hereinholen zu wollen. Anders jedenfalls ließe sich, so die Vertreter der Ökopartei, die Preisgestaltung für den Großteil der Veranstaltungen beim diesjährigen Hanauer Kultursommer wohl kaum erklären. Hiermit begebe sich die Stadt jedoch auf einen äußerst fragwürdigen Weg.
Während es in früheren Jahren eine "einigermaßen ausgewogene Mischung" zwischen Hochpreis-Veranstaltungen, Events auf mittlerem Preisniveau und von Angeboten bei freiem Eintritt gegeben habe, seien in diesem Jahr nur noch eine Handvoll von Veranstaltungen, wie die Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung oder die "Wilhelmsbader Sommernacht", frei zugänglich. Für alle anderen Angebote seien dagegen an der Abendkasse Eintrittspreise von mindestens 15,00 Euro zu entrichten, was "gefühlten 30,00 DM entspricht". Selbst der ermäßigte Tarif belaufe sich auf wenigstens 10,00 Euro. Hier habe man, so die Rathausgrünen, im Kulturamt wohl "eins zu eins von DM auf Euro umgestellt". Ein adäquates Angebot gerade für jüngere Leute oder "Geringverdiener" (die sich in den Sommermonaten eben keine Reisen leisten könnten) werde mit dieser Preisgestaltung sicher nicht mehr präsentiert. Und selbst sogenannte"Normalverdiener" müssten, angesichts dieses Preisniveaus, wohl mehr als einmal überlegen, ob sie sich das ein oder andere "sommerliche Kulturvergnügen" (Kulturdezernent Frodl, CDU) überhaupt noch erlauben könnten oder wollten.
Die ursprünglich vorhandene soziokulturelle Funktion von
"Kultursommer-Veranstaltungen" habe man, so die grüne Rathausfraktion,
anscheinend nunmehr auch in Hanau weitestgehend zugunsten eines
"hochpreisigen Kulturfestivals" aufgegeben. Auch weitere
Veranstaltungsreihen wie die Konzerte im Amphitheater oder
Einzelveranstaltungen wie "Schloss in Flammen" bewegten sich
mittlerweile im absoluten Hochpreissegment. Das vom ehemaligen
Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann (SPD) im Jahre 1979
entwickelte Leitbild einer "Kultur für alle" scheine sich in Hanau,
unter der Ägide eines CDU-Kulturdezernenten und eines
SPD-"Kulturmanagers", mittlerweile in ein "Kultur nur noch für
Besserverdienende" verkehrt zu haben.
Sicherlich sei, so die Grünen, ein anspruchsvolles und attraktives
Kulturangebot, gerade auch angesichts der aktuellen Finanzsituation der
Städte, "nicht flächendeckend zum Nulltarif" zu haben. Dennoch sollte
es im Hanauer Kulturamt möglich sein, das Preisniveau so zu
differenzieren, dass zumindest einige Kultursommer-Veranstaltungen aus
dem Theater- oder Kabarettbereich, wie in früheren Jahren üblich, zu
"zivilen" Eintrittspreisen angeboten werden könnten. Gerade eine Stadt
wie Hanau (mit ihrer sicherlich nicht ganz unproblematischen
Sozialstruktur), die schließlich öffentliche Mittel für die Gestaltung
ihres Kulturangebots einsetze, sollte den schon zahlreich vorhandenen
kommerziellen Veranstaltungen ein Angebot zur Seite stellen, das –
zumindest teilweise – von allen Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen
werden könne.