Das 60. Hanauer Bürgerfest vermittelte als Jubiläums-Feier – nach zweijähriger Zwangspause – bei weitgehend bester Witterung den Eindruck von "Normalität", wie etliche weitere Veranstaltungen im zurückliegenden Rekord-Sommer auch.
Ca. 60.000 Besucherinnen und Besucher konnten sich an den drei Tagen von Freitag bis Sonntag an zahlreichen Programmpunkten, die von den emsigen Festorganisatoren der Brüder-Grimm-Stadt und den 60 teilnehmenden Vereinen samt Helfern auf die Beine gestellt worden waren, erfreuen.
Abendliche Konzerte von den etablierten Partybands (etwa Lieblingsband, oder Haagrenner Hausband) in den großen Festzelten bis hin zu kleinen aber feinen Singer-Songwriter-Auftritten (im Zelt der evangelischen Allianz) wurden ebenso geboten wie Vorführungen aus dem Sportbereich (etwa die Rollschuhshow des 1. Hanauer REC), das Ballonglühen oder das große Kinder-Erlebnis-Kulturspektakel KEKS vor der Orangerie.
Ein Höhepunkt war sicherlich auch der Auftritt der Gruppe "Esprit de Paris" zur sonntäglichen Kaffee- und Kuchenzeit im KUZ-Hanau-Zelt.
Am Ende war dann sogar das, wegen der großen Trockenheit zunächst infrage gestellte, Abschluss-Feuerwerk durch zwischenzeitliche kurze Regenfälle "gerettet."
Aber die scheinbare Rückkehr zur Normalität beim Hanauer Bürgerfest und bei anderen vergleichbaren größeren und kleineren Kulturveranstaltungen bleibt eine (Selbst-) Täuschung oder Illusion bei Beteiligten, Medien und Publikum.
Ob in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen, wie den steigenden Strom- und Gaspreisen, der politisch so gewollten fortgesetzten Zerstörung grundlegender wirtschaftlicher Strukturen und der zurückkehrenden sinnlosen Corona-Restriktionen, solche Veranstaltungen auch künftig noch stattfinden können, erscheint höchst zweifelhaft – genauso zweifelhaft wie das Überleben der Kultur- und Veranstaltungsbranche insgesamt.
Bald werden Menschen (gerade auch aus der "Mittelschicht"), die schon derzeit, aufgrund der grassierenden Inflation, zunehmend Probleme haben Ihren Alltag zu finanzieren – mit rapide ansteigenden Preisen für die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnkosten (Vervielfachung von Kosten für Strom und Heizung) oder Mobilität, sich kulturellen "Luxus" wie Teilnahme an solchen Festen oder Kultur- und Konzertveranstaltungen schlicht weg nicht mehr leisten können.
Düstere Bedrohungsszenarien wie "Blackouts", Unruhen oder der drohende Verlust eines sicher geglaubten Arbeitsplatzes werden spätestens im bevorstehenden Winter dazu führen, dass hier endgültig "nichts mehr geht." Auch die scheinbar unerschöpflichen Mittel des Staates werden sich – spätestens dann – als äußerst "begrenzt" erweisen.
Versprochene Rettungspakete oder Almosen werden sich wie schon so oft als heiße Luft erweisen, nicht ankommen oder schlichtweg nicht mehr finanzierbar sein. Auch Städte und Kommunen wie Hanau werden hiervon natürlich nicht ausgespart bleiben.
Die gesamte – "solidarische" und politisch-korrekte – Event- sowie Kunst- und Kulturszene steht wohl – nach zwei Jahren - "Schockstarre" erneut vor schwersten Zeiten. Gerade hier ist schon länger nichts mehr "normal." Nichts ist wie früher und nichts wird in absehbarer Zukunft wieder so sein wie früher.
Diese Unsicherheiten führen, wie in Branchen-Fachpublikationen beklagt, schon jetzt, zu gehäuften Tournee-Absagen im Musik- und Theaterbereich oder zu Geschäftsaufgaben in der Veranstaltungsbranche mit ihren vielen kreativen Solo-Selbständigen. Die ursprünglich vielleicht noch vorhandenen Reserven sind bei den meisten mittlerweile aufgebraucht, Schulden vielleicht schon angehäuft.
Es werden viele Bands und Einzelkünstler aufhören. Clubs und Szenekneipen oder Theater werden schließen, Mittelaltermärkte verschwinden. Ein paar kommerzialisierte Großveranstaltungen mit renommierten "Superstars" wird es sicherlich auch danach noch geben, ebenso wie auch ein paar kleinere Events mit von Mäzenen alimentierten Künstlerinnen und Künstlern, oder solchen, die irgendwie am "Tropf des Staates" hängen (und die dann in der Regel kritiklos das Lied ihrer jeweiligen "Wohltäter" singen).
Von der eigentlichen kulturellen Vielfalt, die in den letzten Jahrzehnten ihren Teil zu einer gewissen Lebensqualität in Deutschland beigetragen hat, wird jedoch vermutlich nicht mehr viel übrig bleiben.
So könnte auch das Hanauer Bürgerfest mit seiner großen Festmeile zwischen Schloss Philippsruhe und dem Amphitheater und seiner immer noch beeindruckenden Vielfalt eines der letzten seiner Art in der Brüder-Grimm-Stadt gewesen sein. Auch andere Traditionsfeste wie das Lamboyfest im Frühsommer oder die zahlreichen lokalen Veranstaltungen in den Stadtteilen könnten dann bald nur noch Geschichte sein – oder eine langsam verblassende Erinnerung an andere, bessere Zeiten (ebenso wie der nostalgische Rückblick aus dem Jahr 2022 auf die ersten Bürgerfeste nach dem Wiederaufbau seit 1958).
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